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Die Glienicker Brücke: Brücke der Spione

Berlin, “ewige Stadt der Spione”. Wer weiß es besser als John le Carré? In der Tat: so nah standen sich die politischen Akteure des Kalten Krieges nirgendwo anders. So nah an ihnen wollten Agenten aller Welt hier ihre Leistungen anbieten. Schon nach der Blockade 1948-49 entwickelte sich Berlin zum Agentenmagnet.

Manchmal lief es schief. Agenten wurden entdeckt, verraten, als Druckmittel benutzt und ausgetauscht. Ein Berliner Schauplatz der Agentenaustausche war die Glienicker Brücke, die im äußersten Südwesten von Berlin liegt und die Hauptstadt mit Potsdam verbindet. Hier über die Brücke wurden von den USA und der Sowjetunion Spione ausgetauscht. Heute ist die Brücke wieder eine Verbindung zur Stadt Potsdam – mit einer legendären Vergangenheit.

Glienicker Bruecke, Blick nach Osten Foto: Manfred Brückels @commons.wikimedia.org

Von der „Brücke der Freiheit“ zum Schauplatz der Agentenaustausche

Rund um die 1907 errichtete Brücke fanden Ende des Zweiten Weltkrieges zwischen Truppen aus Deutschland und der Sowjetunion intensive Gefechte statt, welche schließlich zur Zerstörung der Brücke führten. An der gleichen Stelle wurde 1945 eine provisorische Flussquerung aus Holz errichtet. Nachdem Potsdam zum Sitz der Alliierten Militärverbindungsmissionen in der DDR wurde, spielte die Brücke als offizieller Verbindungsweg zwischen den Westsektoren Berlins und Potsdam eine wichtige Rolle. Ende Dezember 1949 wurde das neue Bauwerk aus Stahl unter dem Namen “Brücke der Einheit” eingeweiht. Genau in der Mitte verlief die Grenze zwischen der DDR und West-Berlin.

Nach dem Mauerbau tauschten die verfeindeten Blöcke festgenommene Spione auf der Glienicker Brücke aus. Schon 1962 gab es den ersten Fall. Wolfgang Vogel, der ehemalige DDR-Anwalt, vermittelte seinen ersten großen Austausch. Er bot den Amerikanern ihren im Osten einsitzenden Flugzeugpiloten Francis Gary Powers an, um den Top-Agenten Rudolf Iwanowitsch Abel der Sowjetunion freizubekommen, der in den USA gefangen war. Insgesamt wurden gut drei Dutzend Spione aus der ganzen Welt auf der Brücke ausgetauscht: Amerikaner, Russen, Tschechen, Bulgaren und Polen. Bei Manchen grenzte die Freilassung fast an ein Wunder.

Die deutsche Sonderrolle

Die Agentenaustausche waren ein Deal der Politik. Die Tauschaktionen sollten eigentlich immer geheim bleiben, jedoch sickerte 1985 und 1986 die Nachricht durch. Die Sowjetunion und die USA entschieden sich, trotz Scheinwerferlicht, weiterhin ihre Agenten auszutauschen. Die DDR spielte bei den Aktionen eine wichtige Rolle, denn sie fungierte als Sondervermittler zwischen dem Osten und Westen. Es wurden zahlreiche Freikäufe von DDR-Dissidenten arrangiert. Der DDR-Staatschef Erich Honecker erhoffte sich davon Vorteile. Es war für ihn prestigeträchtig, da er und die sozialistische Republik auf diese Weise mehr in das Zentrum der Weltöffentlichkeit rücken konnten.

Die deutschen Politiker von Berlin und Bonn spielten beim Agentenaustausch keine vordergründige Rolle, sie leisteten eher stillen Antrieb. Die Bundesrepublik interessierte sich dafür, da im Osten Deutsche einsaßen, welche für die USA eigentlich spioniert hatten und aufgeflogen waren.

Die Glienicker Brücke heute

Direkt nach dem Berliner Mauerfall wurde die Brücke für den Verkehr wieder geöffnet. Auch heute noch ist sie ein Bestandteil der B1 und gilt als Verkehrsverbindung. Die Glienicker Brücke ist eine der historisch wichtigsten Straßenverbindungen zwischen den Städten Berlin und Potsdam. Sie zählt zu den bekanntesten ehemaligen Grenzübergängen und gilt als wertvolles Denkmal für die Teilung Deutschlands.

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